Imperfect Duties And Supererogatory Acts
Abstract
In this essay I rethink a view that I developed in my Kantian Ethics Almost Without Apology , concerning how ethical theory should handle the phenomena that are standardly classified as supererogatory acts. The view I elaborated rejects the standard contemporary picture, according to which ethics needs to draw a line separating duty from what is "beyond duty"--the supererogatory. On the Kantian picture, beneficent acts are not beyond duty, for we are required to help others, but we are not required to help whenever possible, and so it is not the case that each individual beneficent act is required by duty. Helping is required; helping here and now is not. After contrasting this view with the standard picture and explaining that much of what contemporary philosophers wanted to capture with the notion of the supererogatory can be captured with the Kantian notion of imperfect duties together with attention to the agent's character, I raise some problems for my view and try to address them. First, what about heroic actions that are not in character? Don't we need the notion of supererogatory acts to recognize their greatness? Second, isn't virtue doing all the conceptual work? Is there even any need to appeal to the notion of imperfect duties? Third, although I claimed in my book that it is an advantage of the Kantian view that moral excellence comes in many varieties, arguably it is too pluralistic. In dem Beitrag überdenke ich eine Auffassung, die ich in meinem Buch Kantian Ethics Almost Without Apology entwickelt habe. Sie betrifft die Frage, wie ethische Theorien das Phänomen behandeln sollen, das üblicherweise als "Supererogation" bezeichnet wird. Die von mir ausgearbeitete Auffassung verwirft das heute gängige Bild, nach dem Ethik abgrenzen muß zwischen dem, was Pflicht ist, und dem, was "jenseits der Pflicht" steht -- dem Supererogatorischen. Nach Kants Vorstellung sind wohltätige Handlungen nicht jenseits der Pflicht, da wir verpflichtet sind, anderen zu helfen. Wir müssen jedoch nicht in jeder möglichen Situation helfen, und daher ist es nicht der Fall, daß jede einzelne wohltätige Handlung Pflicht ist. Hilfe zu leisten , ist geboten; Hilfe hier und jetzt zu leisten, nicht. In einer Gegenüberstellung dieser Auffassung mit der gängigen Vorstellung zeige ich, daß vieles von dem, was moderne Philosophen mit dem Begriff des Supererogatorischen erklären wollen, auch mit Kants Begriff der unvollkommenen Pflichten, verbunden mit einem Blick auf den Charakter des Handelnden, erklärt werden kann. Danach werfe ich einige Probleme auf, die sich meiner Auffassung stellen, und versuche, Antworten zu geben. Erstens: Wie steht es mit heldenhaften Handlungen, die nicht dem Charakter des Handelnden entsprechen? Brauchen wir nicht den Begriff des supererogatorischen Handelns, um ihre Größe zu erkennen? Zweitens: Genügt nicht der Begriff der Tugend? Besteht irgendeine Notwendigkeit, auf den Begriff der unvollkommenen Pflicht zurückzugreifen? Drittens: Obwohl ich in meinem Buch behaupte, es sei ein Vorteil der Kantischen Sicht, daß moralische Vortrefflichkeit viele Gesichter hat, ist Kants Auffassung doch vielleicht zu pluralistisch