Glanz Und Elend Des Aufrechten Ganges. Eine Anthropologische Kontroverse Des 18. Jahrhunderts Und Ihre Ethischen Implikationen
Abstract
In a philosophical tradition extending back to antiquity, walking erect has consistently been seen as a symbol of the special position the human being occupies in the natural order. Since the Renaissance, this ability has supported the argument that human claims to happiness and power in this world are justified. Anthropology of the Enlightenment continued with this line of reasoning and attempted to strengthen it with the then contemporary natural scientific tools of discovery. An unanticipated backlash, however, resulted. Empirical discoveries remained unsatisfying in light of the effort to verify human supremacy. Indeed many of them even refuted the anthropocentric bias. A trend within the Enlightenment movement reacted by polemizing human self-elevation to the lord of nature and by presenting civilization with an account of the ‘costs’ it had incurred. Athropocentrism appeared likely to fall prey to physiocentrism under the pressure of empirical research. As a consequence, the metaphysical foundations of modern ethical thought began to weaken. If the human being is simply a beast of nature, what is the basis for morality?Der aufrechte Gang ist in einer bis in die Antike zurückreichenden Tradition des philosophischen Denkens stets als ein Symbol für die besondere Stellung des Menschen in der Natur gedeutet worden. Seit der Renaissance wird er als legitimierendes Argument für den innerweltlichen Glücks- und Herschaftsanspruch des Menschen benutzt. Das anthropologische Denken der Aufklärung setzt diese Denktradition fort und versucht, sie durch den Einsatz der Erkenntnismittel der zeitgenössischen Naturwissenschaften zu stärken. Dabei ergibt sich aber eine unerwartete gegenläufige Tendenz. Die empirische Befunde bleiben unbefriedigend im Hinblick auf die angezielte Fundierung der menschlichen Sonderstellung, etliche von ihnen sprechen sogar gegen das anthropozentrische Vorurteil. In Reaktion darauf bildet sich eine Strömung innerhalb der Aufklärungsbewegung, die gegen die Selbsterhebung des Menschen zum Herrn über die Natur polemisiert; die der Zivilisation eine Rechnung über die von ihr verursachten 'Kosten' vorlegt. Der Anthropozentrismus droht unter dem Druck der empirischen Forschung in einen Physiozentrismus umzuschlagen. Damit geraten auch die metaphysischen Grundlagen des ethischen Denkens der Moderne ins Wanken. Wenn der Mensch bloß Natur ist, wo sollte dann die Moral ihr Fundament haben?