Abstract
Die Frage nach dem Menschenbild im Praxisfeld der Kunst ist neben anderen mit zwei Problemen konfrontiert. Einerseits gibt es nach wie vor keine normierte Definition dessen, was Kunst ist. Andererseits überlagern mit Blick auf die Anfänge der Kunst – vor allem angesichts der Tatsache, dass Kunst eine die Welt deutende kulturelle Erzählung ist – anthropologische Konstanten die Frage nach einem hinter der Kunstproduktion stehenden Menschenbild. Was die Kunst betrifft, werden im Folgenden zwei wesentliche Kennzeichenpaarungen unterschieden: Mimesis und Ausdruck sowie Werkästhetik und Rezeptionsästhetik. Was die anthropologischen Konstanten angeht, scheint in den meisten kulturellen Erzählungen das Muster von Ermächtigung und Entmächtigung des Menschen in seiner Stellung zur Wirklichkeit eine zentrale Rolle gespielt zu haben. In dieser Spannung kristallisiert sich das Bild eines Menschen heraus, der sich einerseits heterogenen und einschränkenden Sinngebungen unterwirft, andererseits um seine Emanzipation und Souveränität ringt, wie es die lange Geschichte der Genieästhetik dokumentiert.