Abstract
John Rawls wurde durch Vertreter*innen der postkolonialen und transkulturellen Philosophie für verschiedene Aspekte seines Werks kritisiert: u.a. für seine Methodik der idealen Theoriebildung, die von konkreten Unrechtserfahrungen absehe, den Schleier des Nichtwissens, der die Historie von Versklavung und Kolonialismus ausblende und für die nationalstaatliche Einrahmung seiner Gerechtigkeitstheorie, die transnationale Ausbeutungsphänomene ausklammere. Es gibt jedoch auch Positionen in der Debatte, die versuchen auf der Basis von Rawls Schriften institutionellen Rassismus zu kritisieren und Rawls Theorie so zu modifizieren, dass sie auch historisches Unrecht berücksichtigen kann. Zudem wurden auf der Basis der Kritik an Rawls normativer Theorie auch alternative Ansätze entwickelt, um Gerechtigkeit aus einer postkolonial und interkulturell informierten Sicht zu theoretisieren.