Abstract
Leibniz wie Schelling entwickelten im Laufe ihres Lebens sich verändernde philosophische Überzeugungen - im folgenden sind Leibniz' jeweilige Positionen an Schellings Zeitachse verankert: Er hielt Leibniz zunächst für Kants ,enantiomorphes‘ Bild – einen empirischen Idealisten und objektiven/transzendentalen Realisten , Dogmatiker im Kantschen Sinne. Indem er sich auf Leibniz' Monadologie bezog und deren wesentlichen Kern - daß alles absolut in seiner Singularität und singulär als Absolutes ist - zuspitzte, gestaltete Schelling diesen Gedanken zum Schlüssel nicht nur hinsichtlich des Zugangs zur Philosophic absoluter Identität, sondern auch für manche Aspekte seiner Naturphilosophie: Schellings metaphysische Deutungen von Gravitation und Kohäsion, Licht, Raum und Zeit beriihrten hier Leibnizsche Positionen. Nach Hegels schonungslosem Angriff auf ihn und dem erforderlich gewordenen Neubeginn trat die Monadologie für Schelling als ,lusus ingenii' - die Monaden und deren Körper waren so ,geistig' wie ihre Vorstellungen - stärker in den Hintergrund, und er wandte sich nun eher Leibnizens Théodicée zu. Bestimmte Stellen in Schellings späteren Arbeiten zeigen, daß ihm Leibniz' Denken ständig gegenwärtig blieb: Noch seine letzte Schrift, die Abhandlung über die Quelle der ewigen Wahrheiten, behandelte ein Problem aus Leibnizens Théodicée