Soziale Angemessenheit und Dehumanisierende Interaktionsstrukturen: Zum Widerspruch zwischen konventionellen und modernen Normen

In Jacqueline Bellon, Bruno Gransche & Sebastian Nähr-Wagener (eds.), Soziale Angemessenheit - Forschung zu Kulturtechniken des Verhaltens. Springer VS. pp. 259-278 (2022)
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Abstract

Wenn wir davon sprechen, dass etwas sozial unangemessen ist, meinen wir damit in der Regel, dass es keine Übereinstimmung gibt zwischen dem erwarteten Verhalten und dem tatsächlichen Verhalten. Soziale Angemessenheit betrifft dementsprechend Fragestellungen, die (soziale) Normen betreffen. Betrachten wir Angemessenheitskriterien durch die Positionen bestimmter sozialer Gruppen, ist es uns möglich, gruppenspezifische Angemessenheitskriterien zu beleuchten und kritisch zu betrachten. Hier geht es um Fragen wie: Ist mein Verhalten meinem wahrgenommenen Geschlecht angemessen? Mit diesem Blickwinkel wird deutlicher, dass unseren Vorstellungen von sozialer Angemessenheit unter Umständen widersprüchliche Normen zugrunde liegen. Gerade wenn es um gruppenspezifische Fragen zur sozialen Angemessenheit geht, die etwa das Geschlecht, physische und mentale Befähigungen oder die Ethnie einer Person betreffen, kann Dehumanisierung eine Rolle spielen. Moderne Normen, so die Argumentation in diesem Kapitel, berücksichtigen Aspekte der Dehumanisierung, während traditionellere Normen diese tendenziell ignorieren. Hierdurch ergibt sich die Existenz widersprüchlicher Normen rund um soziale Angemessenheit. Im vorliegenden Beitrag wird erklärt, wie soziale Angemessenheit und dehumanisierende Interaktionsstrukturen zusammenhängen, um die Frage erörtern zu können, wie widersprüchliche Kriterien für soziale Angemessenheit zustande kommen und wie diese eventuell auch verändert werden können. Hierzu wird das Konzept der Skripte herangezogen.

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