Abstract
EinleitungDer Begriff Kinästhese ist in der Husserl-Literatur durchaus geläufig. Trotzdem fehlt bis heute eine umfassende Erörterung seiner Bedeutung und seiner Spielformen sowie auch seiner konkreten Entwicklungsgeschichte bei Husserl.Zu erwähnen wären in dieser Hinsicht besonders: Claesges (1964), Claesges’ „Einleitung des Herausgebers“ zu Hua XVI, Drummond (1984), Melle (1983), S. 114–120, Piedade (2001), Przybylski (2006) und Mattens (2009). Vermutlich würde fast jeder Husserl-Kenner – wenn danach fragt – ohne weiteres antworten, Kinästhesen seien jene Bewegungsmöglichkeiten des leiblichen Subjekts, durch die sich seine Wahrnehmungsgegenstände auf ihrer elementarsten Stufe (jene der sogenannten „Sinnesdinge“) konstituieren. Das ist bestimmt richtig, da für Husserl in der Tat Wahrnehmung ihre Gegenstände eben nicht in einer augenblicklichen „Impression“ voll erschließt, sondern sie vielmehr in mannigfaltigen Zusammenhängen von „Abschattungen“, d. h. in zusammenhängenden Sequenzen pa