Abstract
Das zeitgenössische sozialphilosophische Gerechtigkeitsdenken hat seine Wurzeln in der Neuzeit. Hier ergibt sich vor allem eine Bedeutungsverschiebung gegenüber dem antikem sowie auch dem mittelalterlichen Gerechtigkeitsverständnis, wenngleich das neuzeitliche Verständnis von Gerechtigkeit an den gelehrten Gerechtigkeitsdiskurs des Mittelalters anknüpft, der seinerseits wiederum unter dem Einfluss von Gerechtigkeitsvorstellungen der Antike stand. Zu den Merkmalen des modernen Begriffs der Gerechtigkeit zählen die Ausdehnung des Gegenstandsbereiches der Gerechtigkeit auf die institutionelle Rahmenordnung sozialen Handelns in Gestalt der Verfassung staatlicher Herrschaft und der rechtlichen Eigentumsordnung sowie die Einbettung der Gerechtigkeit in eine Moral der gleichen Achtung, derzufolge alle Menschen von Natur aus einen grundsätzlich gleichen Wert besitzen und infolgedessen als Gleiche behandelt werden müssen.