Abstract
Auf der Basis verhaltensökonomischer Erkenntnisse über systematische kognitive Verzerrungen und Fehlschlüsse erstellen staatliche wie privatwirtschaftliche Akteure zunehmend Entscheidungsarchitekturen, sogenannte Nudges. Deren Adressaten sollen mit Hilfe von Wirkmechanismen wie Voreinstellungen, sozialen Normen oder Frames bei freier Wahl zu einem Verhalten angeregt werden, das deren Wohl ebenso wie dem Gemeinwohl dient. Dieser sogenannte liberale Paternalismus wird verfassungsrechtlich und ethisch kontrovers diskutiert, Bewertungskriterien wie Legitimität, Handlungsautonomie mit Transparenz und Manipulation, Eingriffsintensität und Verhältnismäßigkeit werden entlang unterschiedlicher Nudge-Typen betrachtet. Ergänzt um die Befunde zahlreicher Akzeptanzstudien werden daraus Leitlinien für ‚gutes‘ Nudging zusammengefasst. Abschließend werden Schlussfolgerungen für die strategische Kommunikation hinsichtlich Wohlfahrt, Täuschung, Transparenz, Akzeptanz, Typisierung und Evaluation erörtert.