Genetic Knowledge, Deception And Self-deception
Abstract
Die Forschungen zur Entschlüsselung der Geheimnisse des menschlichen Genoms setzen die anscheinend unendliche Suche des Menschen nach Selbst-Kenntnis fort. Das letztendliche Ziel des Genomprojekts ist es, mehr über die genetische Basis von Entwicklung und Verhalten zu erfahren, und zwar mit der unausgesprochenen Annahme, daß Inidividuen Kenntnis über ihre Gene erlangen wollen. Einige werden es nicht wollen, aber die meisten Personen werden den Blick in ihre genetisch bedingte Zukunft begrüßen, weil der Wunsch nach Selbst-Kenntnis ein intrinsischer Teil der menschlichen Natur zu sein scheint. Warum ist das so? Die Antworten auf diese Frage können in den Theorien von der darwinistischen natürlichen Auslese und evolutionären Psychologie gefunden werden. Denn die natürliche Auslese bezieht sich auf Unterschiede im individuellen Reproduktionserfolg gemessen an der Zahl der überlebenden Nachkommenschaft. Weil die natürliche Auslese diejenigen Individuen begünstigt, die die größte Anzahl an überlebender Nachkommenschaft hinterlassen, werden genetische Merkmale, die zum Reproduktionserfolg beitragen, bei mehr Nachkommen vorhanden sein, als diejenigen Merkmale, die nicht in diesem Maße zum Reproduktionserfolg beitragen. Insoweit erfolgreich zu sein, erfordert Wünsche und Fähigkeiten zu Paarung und Elternschaft, die auf sozialen Interaktionen beruhen. Darüber hinaus entwickelte sich unsere angestammte evolutionäre Umgebung in einem sozialen Milieu, das starken Druck im Hinblick auf einen Reproduktionserfolg ausgeübt hat. Erfolg in einer solchen Umgebung hing ab von Kenntnissen über uns selbst und andere, was erklärt, warum das Verlangen nach Wissen buchstäblich in unseren Genen steckt. Der Einsatz von Mitteln der Täuschung gegenüber anderen war ebenfalls eine wichtige Komponente, um in einer sozialen Umgebung erfolgreich zu sein, und hat daher signifikanten selektiven Druck auf den Reproduktionserfolg ausgeübt. Da es nun aber schwierig ist, andere zu betrügen , ist derjenige Betrüger am erfolgreichsten, der selbst an die Lüge glaubt, die er erzählt. Damit stehen wir vor der Paradoxie, daß, obwohl Täuschung wertvoll ist und Wissen und Geistesgegenwart erfordert, die effektivste Täuschung gerade dann stattfindet, wenn wir uns selbst täuschen. Wir haben daher ein Verlangen nach Wissen, das es uns ermöglicht, andere zu täuschen, aber wir müssen auch die Fähigkeit zur Selbsttäuschung haben. Genetische Selbst-Kenntnis mag nun die Fähigkeit von Personen, andere zu betrügen, schmälern, eine hilfreiche Selbsttäuschung beeinträchtigen und ebenso emotionalen Streß erzeugen, der die betreffende Person benachteiligt. Damit stellt sich die Frage, ob es ethisch akzeptabel ist, Informationen, die einen solchen Effekt haben werden, offenzulegen. Vielleicht nicht, aber wir werden trotzdem weiter fordern, unsere genetische Ausstattung kennenzulernen. Obwohl es besser sein mag, sich von dem Wissen, das das Humangenomprojekt zu liefern verspricht, abzuwenden, werden wir das nicht tun: Denn der Wunsch zu wissen, steckt in unseren Genen