Abstract
In der Einleitung in den Schwerpunkt „Ethik der Globalisierung und kollektive Verantwortung“ machen wir uns für ein Verständnis von globaler Ethik als einer neuen Disziplin innerhalb der angewandten Ethik stark. Darin geht es wesentlich um Probleme, die sich aus der globalen Kooperation und Konkurrenz in wirtschaftlicher, politischer, sozialer und kultureller Hinsicht ergeben. Nach dieser Auffassung hat es globale Ethik grundsätzlich mit der Bestimmung globaler kollektiver Verantwortlichkeiten zu tun, da sich das Handeln individueller und kollektiver Akteure heute vor dem Hintergrund einer globalisierten Struktur von Handlungspfaden, Anreizen und Regeln vollzieht. In allen Bereichsethiken der globalen Ethik ist daher die Frage, wie sich kollektive Verantwortung unstrukturierten Gruppen zuschreiben lässt, zentral geworden. Worin besteht die kollektive Verantwortung von Unternehmen und Konsument*innen für globale Ausbeutung, Weltarmut oder die Folgen der Klimawandels? Die Antworten der fünf in dieser Einleitung vorgestellten Beiträge greifen dazu in erhellender Weise auf die handlungstheoretischen Debatten zu kollektiver Verantwortung zurück. Es zeigt sich, dass das Verantwortungsprinzip durch seinen prospektiven, Kollektive in den Blick nehmenden, die moralische, politische und juridische Dimension verbindenden sowie auf Strukturen scharf stellenden Charakter besonders geeignet ist, diese Probleme zu behandeln.