München, Deutschland: Oekom-Verlag (
2022)
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Abstract
(German below)
From the same contractualist starting point of the original state as chosen by John Rawls in "A Theory of Justice", Dennis Hindenburg undertakes a new draft with "From the Original State to the Social Contract". On the one hand, he addresses critique that has been raised against Rawls' theory. On the other hand, he incorporates findings from the empirical sciences into the theory of justice. This includes research results from the social sciences, especially inequality research and psychology, but also findings from the neurosciences. For this reason, the subtitle of his work "A Theory of Social Justice" is an allusion to Rawls' "A Theory of Justice." This is because, compared to Rawls, people in the original position are cognizant of their basic human needs as well as the social effects of material inequality. As a result, Hindenburg's principles of justice, some of which are needs-based, turn out to be far more egalitarian than Rawls's. Moreover, he clearly distances himself from Rawls' liberal construct of equality of opportunity. He considers this, due to an at least sufficient neuronal determinacy, firstly unattainable and secondly, from the perspective of the original position, not particularly desirable. Far more important is a general egalitarian access to goods, which he explains in the form of his principles of justice.
Deutsch:
Aus der gleichen kontraktualistischen Ausgangssituation des Urzustandes, wie sie John Rawls in „Eine Theorie der Gerechtigkeit“ gewählt hat, unternimmt Dennis Hindenburg mit „Vom Urzustand zum Gesellschaftsvertrag“ einen Neuentwurf. Einerseits verarbeitet er Kritikpunkte, die an Rawls‘ Theorie ausgesetzt wurden. Andererseits lässt er Erkenntnisse aus den empirischen Wissenschaften in die Gerechtigkeitstheorie einfließen. Hierzu zählen vor allem Forschungsergebnisse aus den Sozialwissenschaften, insbesondere der Ungleichheitsforschung und der Psychologie, aber auch Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften. Der Untertitel seines Werks „Eine Theorie der sozialen Gerechtigkeit“ ist aus diesem Grund eine Anspielung auf Rawls‘ „Eine Theorie der Gerechtigkeit“. Denn im Vergleich zu Rawls sind die Menschen im Urzustand über ihre grundlegenden menschlichen Bedürfnisse sowie die gesellschaftlichen Auswirkungen materieller Ungleichheit in Kenntnis.
Im Ergebnis fallen Hindenburgs, teils bedürfnisorientierte, Gerechtigkeitsgrundsätze weit egalitärer aus als Rawls‘. Zudem distanziert er sich deutlich von Rawls‘ liberalem Konstrukt der Chancengleichheit. Dieses hält er aufgrund einer, zumindest hinreichenden, neuronalen Determiniertheit erstens für nicht erreichbar und zweitens, aus Perspektive des Urzustandes, für nicht sonderlich erstrebenswert. Weitaus wichtiger sei vielmehr ein genereller egalitärer Zugang zu Gütern, den er in Form seiner Gerechtigkeitsgrundsätze expliziert.