Abstract
Aus systemtheoretischer Perspektive wird nicht gefragt, ob normative Forderungen – wie sie beispielsweise in Vorwürfen enthalten sind – moralische Gültigkeit beanspruchen können oder nicht. Vielmehr wird untersucht, in welchen Kontexten solche normativ imprägnierten Kommunikationsformate zum Einsatz kommen und wie sie in der jeweiligen Interaktionssituation zwischen den Beteiligten ausgehandelt werden. Der hier vorliegende Beitrag versucht diese funktionale Perspektive auf Normativität anhand des Vergleichs zwischen einer schulischen und einer familiären Interaktion zu erproben. Dabei zeigt sich, dass in diesen beiden Kontexten die Kommunikationsmedien der Macht und der Moral in spezifischer Weise zum Einsatz kommen, sodass Aussagen über die strukturelle Verfassung familiärer und schulischer Kommunikation möglich werden.