Abstract
Die Republik der Vereinigten Niederlande war ein Staatenbund, dessen Mitglieder die sieben Provinzen waren. Jede Provinz hatte ihren eigenen obersten Gerichtshof mit einer allgemeinen Zuständigkeit; auch Streitigkeiten mit der Verwaltung – damals insbesondere die Stadt- oder die Provinz-„Regierung‟ – wurden von den Gerichtshöfen entschieden. Es gibt Beispiele von modern wirkenden Urteilen, so z. B. ein Urteil des friesischen Gerichtshofs aus dem Jahr 1611, mit dem eine Stadt verurteilt wurde, den Eigentümer eines außerhalb der Stadtmauer gelegenen Hauses zu entschädigen, weil es auf Befehl der Provinzregierung abgerissen worden war, um zu verhindern, dass es den spanischen Truppen als Stützpunkt dienen konnte. Der Gerichtshof wandte dabei die lex rhodia de iactu aus den römischen Digesten – eine Regel griechischen Ursprungs – entsprechend an. Danach hatte ein Schiffer das Recht, Güter über Bord zu werfen, um das Schiff vor dem Untergang zu retten.