Abstract
Judith Butler’s Überlegungen zur körperlichen Stellungnahme werfen eine Reihe von pädagogisch relevanten Themen auf, die Körperpraktiken auf eine bisher kaum bedachte Dimension von Kritikfähigkeit hin befragen. Ihrem Ansatz folgend kann nicht nur der verkörperte Geist als fähig verstanden werden, herrschende Paradigmen zu hinterfragen; bereits vor einer versprachlichten Urteilsbildung können Körper ebenso als potentiell kritische Akteur*innen betrachtet werden. In meinem Beitrag möchte ich mich der Frage zuwenden, inwiefern Butlers Idee einer Kritikfähigkeit des Körpers an phänomenologische Grundüberzeugung anschließt, dabei aber den phänomenologischen Erste-Person-Blickpunkt in entscheidender Weise überschreitet und die gesellschaftlichen Normen historisch kontingenter politischer Systeme bewusst miteinbezieht: Jede körperliche Stellungnahme wird als spezifisch aufgefasst, insofern sie auf die gegebene Situation antwortet und nur in und durch ebendiese Situation zu einem*r kritischen*r Akteur*in werden kann. Anknüpfend an diese Idee kann ein phänomenologisches Verständnis kritischer Praktiken des Körpers entwickelt werden, die für pädagogische Überlegungen zur Körperlichkeit von nachhaltigem Interesse sind.