In Ralf Stoecker, Christian Neuhäuser & Marie-Luise Raters (eds.),
Handbuch Angewandte Ethik. Stuttgart: Verlag J.B. Metzler. pp. 417-421 (
2011)
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Abstract
Im Kern geht es bei den Begriffen ‚Bildung‘ und ‚Erziehung‘ um das gezielte Formen der Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen. Während ‚Erziehung‘ den intentionalen Prozess bezeichnet, in dem Kinder oder Jugendliche von Erziehenden so beeinflusst werden, dass sie erwünschte Charakterzüge, Handlungsweisen und Überzeugungen ausprägen und dass nicht erwünschte unterdrückt oder umgangen werden, stellt der Begriff der Bildung den Aspekt der Selbstformung der Persönlichkeit heraus, die sich im Kontakt und in der Konfrontation mit anderen Menschen und mit fremden Bildungsgegenständen zu sich selbst entwickelt. Unter den prägenden Einflüssen von deutschem Idealismus und Neuhumanismus entfaltet die deutsche Bildungstradition insbesondere den Begriff der Bildung und grenzt ihn von Erziehung ab, während andere Bildungstraditionen diese Gegenüberstellung nicht kennen und die Sachverhalte in einem Begriff (etwa engl., frz. education, éducation) zusammenfassen.