Abstract
ZusammenfassungBasierend auf einer systematischen Literaturrecherche über den Sport im Strafvollzug geht das Review der Frage nach, wie die Inhaftierten den Gefängnissport erfahren und reflektieren. Gestützt auf zehn qualitative Studien werden die zentralen Bedeutungsfacetten des Sports in der Haft herausgearbeitet. Grundsätzlich wird darauf verwiesen, dass der Sport für die Häftlinge ein wichtiges Medium bei der Bewältigung der mit der Inhaftierung typischerweise einhergehenden negativen Begleiterscheinungen ist: Die Teilnahme am Sport ermöglicht es ihnen, die Monotonie und Langeweile des Gefängnisalltags aufzubrechen, Stress abzubauen und das Gefühl von sozialer Isolation zu reduzieren. Darüber hinaus bietet der Gefängnissport in einer totalitären Institution eine der wenigen Nischen, in denen sich die (männlichen) Gefangenen temporär als selbstbestimmte Subjekte erfahren können. Negative Einflüsse des Sports werden in bisherigen Studien kaum thematisiert, ebenso wenig wird Sport als Mittel der Resozialisierung gesehen. Vor diesem Hintergrund werden Forschungslücken und Perspektiven für zukünftige Studien aufgezeigt.