Gottfried Schramm, Altrußlands Anfang: Historische Schlüsse aus Namen, Wörtern und Texten zum 9. und 10. Jahrhundert. [Rombach Wissenschaften. Reihe Historiae, 12.] [Book Review]

Byzantinische Zeitschrift 96 (2):780-784 (2003)
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Abstract

Seit vielen Jahren bemüht sich der Freiburger Historiker Gottfried Schramm als ex principio zur Geschichte umgeschwenkter Linguist auf einem selten besuchten Arbeitsfeld, indem er systematisch nachzuprüfen versucht, ob und inwieweit philologische Analyse von Namen- und sonstigem Wortgut aus verschiedenen Zeiten und Regionen zu historisch relevanten Schlüssen gelangen läßt. Eine stattliche Reihe von Monographien (zu antiken und mittelalterlichen Flußnamen Südrußlands, zur südosteuropäischen Geschichte bis etwa das Jahr 1000, zur Frühgeschichte der Albanier und Slawen) ist jetzt um einen weiteren Band ergänzt worden, wo der Verf. seine früheren Studien zum historischen „Wunder“ Altrußland (S. 132) gesammelt, vervollkommnet und weitergeführt hat. Altrußland wird als ein einmaliges Staatsgebilde dargestellt, das aus Fernhandelsinteressen warägischer, zu festen Mannschaften organisierter Einkömmlinge entstanden, auf Beschaffung von Exportgütern aus dem slawischen und finnischen Hinterland ausgerichtet wäre, auf einem weitgespannten Netz von Stützpunkten an den wichtigsten Flußwegen basierte und, nachdem Zustrom des arabischen Münzensilbers nach Osteuropa um die Wende des 10. Jh. versiegt war, sich überraschend lebens- und wandlungsfähig erwiesen hätte. Die Leitidee, die den Verf. begeistert, nämlich eines warägischen Fernhandelsreiches in Osteuropa, ist nicht neu; neu dagegen ist der Versuch, dieses Konzept von seiten aller einschlägigen Disziplinen systematisch abzustützen. Eine oft neuartige Beweisführung, reich an wichtigen Nuancen und spezifischen Details, macht die Lage des Rezensenten, das Gesamte in notwendiger Kürze beurteilen zu müssen, besonders schwierig.

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