Abstract
Mill gilt als Klassiker der Meinungsfreiheit und sein Essay On Liberty als eine ihrer bedeutendsten Verteidigungen. Das zweite Kapitel mit dem Titel „Über die Freiheit des Denkens und der Diskussion“ ist eingebettet in den Versuch, die Grenzen legitimer Freiheitseinschränkungen zu bestimmen, die die Individuen sei es von Staats wegen, sei es vonseiten der Gesellschaft, bedrohen. Damit ersetzt Mill einen eigenen älteren Anlauf, der den herausgehobenen Status der Meinungsfreiheit begründen sollten, mit einer neuen Konzeption. Erklärungsbedürftig ist vor allem, ob und wie der Schutz und die Schranken der Meinungsfreiheit mit den Grundbegriffen aus dem ersten Kapitel von On Liberty zusammenhängen, dem Schadensprinzip („harm principle“) und der Unterscheidung zwischen bloß die Person selbst betreffenden („self-regarding“) und sozialen Angelegenheiten.