Abstract
Der Beitrag nimmt Erich Auerbachs Postulat einer transnationalen Ideengeschichte als Ausgangspunkt, um aktuelle Potenziale einer ideenhistorisch geprägten Literaturwissenschaft zu prüfen. Einerseits ausgehend von der sozialgeschichtlichen bzw. sprachkritisch geprägten Neuausrichtung der Ideengeschichte, wie man sie mit dem Schlüsseljahr 1969 und den Namen Foucault und Skinner in Verbindung bringen kann, und andererseits vor dem Hintergrund ihrer kulturwissenschaftlichen Expansion lotet der Artikel die Möglichkeiten einer Ideengeschichte aus, die sich wieder stärker der Interpretation von Bedeutung, von Ideen als geistigen Tatsachen zuwendet. Dazu schlägt er einen topisch-rhetorischen Begriff der Texthandlung vor, der es dem Leser gestattet, sich dem Autor als dem eklektischen Nutzer und Neuarrangeur verfügbaren Wissens zu nähern. Die Literaturwissenschaft könnte sich auf diese Weise als hermeneutisches Leitverfahren der Ideengeschichte empfehlen, mit dem der Stellenwert eines souveränen Lesersubjekts auch angesichts zur Unübersichtlichkeit neigenden Text-Kontext-Formationen aufrechterhalten werden kann.