Neukantianische Motive (Natorp, Cassirer, Bauch, Rickert)
In Christian Damböck & Georg Schiemer,
Carnap-Handbuch. Metzler (
forthcoming)
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Abstract
Carnaps Denken wurde während seines Studiums und der Arbeit an seiner Dissertation von Neukatianischen Motiven beeinflusst, von denen er sich nach seiner Habilitation in Wien (1926) zunehmend distanzierte. Er besuchte in Freiburg bei Heinrich Rickert (1911/1912) und in Jena (1913/14) bei Bruno Bauch Lehrveranstaltungen zur Philosophie. Außerdem besuchte er in Freiburg bei Jonas Cohn Lehrveranstaltungen zur experimentellen Psychologie. Bei Bauch reichte er 1920 eine Arbeit mit dem Titel Welche philosophische Bedeutung hat das Problem der „Grundlegung der Geometrie“ für die Lehramtsprüfung und 1921 seine darauf aufbauende Dissertation Der Raum. Ein Beitrag zur Wissenschaftslehre ein. Rickert war das Haupt der von Wilhelm Windelband begründeten Südwestdeutschen Schule des Neukantianismus, zu der auch Cohn und Bauch gezählt werden. Bauch war jedoch auch von der von Hermann Cohen begründeten Marburger Schule des Neukantianismus, deren herausragenste Vertreter Paul Natorp und Ernst Cassirer sind, beeinflusst. Vor allem Natorps Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften (1910a) und Cassirers Substanzbegriff und Funktionsbegriff (1910) beeinflussten Carnaps Verständnis der methodischen Grundlagen der Mathematik und der Physik (Richardson 1998, 115-117, 138-139; Mormann 2000, 44-46). In persönlichem Kontakt war Carnap seit seinem Umzug nach Buchenbach Anfang der 1920er Jahre auch mit dem Rickert-Schüler Broder Christiansen.