Abstract
Schwer erleuchtet, so lautet der Titel eines Romans von Dieter Bednarz, der Zeugnis der Auswirkungen des modernen Buddhismus auf die rezente populäre Erzählliteratur ist. Der Roman beruht auf einer „wahren Geschichte“, die sich 2002 ereignete, als der Autor auf Sri Lanka einen buddhistischen Mönch kennenlernte. Der vorliegende Beitrag kontextualisiert den Roman in der jüngeren Erzählliteratur, die Alternativen zu etablierten institutionalisierten Religionen stark macht oder zumindest thematisiert und sich bevorzugt Asien zuwendet. Zudem skizziert er – mit der Entwicklung des Erleuchtungsbegriffs von einem Terminus der europäischen Religionsgeschichte, der einen festen Platz im Christentum fand, zu einem überkonfessionellen Sammelbegriff, der heute regelmäßig mit asiatischen oder zumindest asiatisch inspirierten Traditionen in Verbindung gebracht wird – den religionsgeschichtlichen Hintergrund der Erleuchtungssehnsucht, die wie ein roter Faden durch Bednarz’ Erzählung läuft. Anhand ausgewählter Akteure und Texte vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart wird der Wirkmächtigkeit des Begriffs in wissenschaftlichen, theologischen, religiösen und literarischen Verwendungen nachgegangen, sowie seinem diskursiven Gebrauch über nationale und kulturelle Grenzen hinweg. Dies geschieht unter Schwerpunktsetzung auf transkulturelle Austauschbeziehungen zwischen Asien, Europa und Nordamerika, aus denen der moderne Buddhismus hervorgegangen ist.