Abstract
Der Mensch als solcher ist keineswegs offen für Argumente. Im Gegenteil, wir halten an lieb gewonnenen Überzeugungen fest – oft gegen jede Vernunft.Als der US-Senat im Februar 2017 den konservativen Politiker Scott Pruitt als neuen Chef der amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA bestätigte, löste das bei vielen im alten Europa – wieder einmal – nur Kopfschütteln aus: Pruitt hatte mehrfach abgestritten, dass menschliches Verhalten den Klimawandel beeinflusst. Dabei können sich, was die Leugnung wissenschaftlicher Fakten angeht, die Europäer an die eigene Nase fassen. Die Skepsis gegen Schutzimpfungen für Kleinkinder etwa ist einer Umfrage aus dem Jahr 2015 zufolge in Deutschland nur marginal geringer als in den USA. Länder wie Frankreich oder Italien zählen sogar weltweit zu den impfkritischsten – ganz im Gegenteil etwa zu Entwicklungsländern wie Ecuador, Ghana oder Bangladesch.Warum aber ist es so, dass Menschen an Überzeugungen festhalten, die nach überwältigendem wissenschaftlichem Konsens falsch sind? Wieso tun wir uns generell schwer damit, unliebsame Tatsachen in unser Weltbild zu integrieren – und fallen beispielsweise als Fußballfans selbst dann nicht vom Glauben ab, wenn Skandale eine Mannschaft erschüttern, nehmen aber Fake News dankbar an, wenn sie unsere politische Einstellung stützen?