Abstract
ZusammenfassungLudwig Alsdorf (1904–1978) wird vornehmlich als Gelehrter des Jainismus erinnert. Dieser Aufsatz betrachtet einen weniger bekannten Aspekt seiner Karriere: seine Rolle als Experte des modernen Indiens im nationalsozialistischen Deutschland. Alsdorf, der 1930 bis 1932 in Indien war, trat 1933 der NSDAP und einigen ihrer Unterorganisationen bei. Sowohl seine politischen Kontakte als auch seine Behauptung, Indien „aus erster Hand“ zu kennen, sicherten ihm Schreibaufträge, die den politischen Zielen des Regimes dienten. Im Gegenzug konnte Alsdorf eine Karriere sowie den Ruf als Autorität für das moderne Indien aufbauen. Dieser Aufsatz betrachtet Alsdorfs Werdegang im NS-Staat neu, indem er die folgenden Aspekte fokussiert: (1) die Art und Weise, wie Alsdorf dem NS-Regime sein Wissen anbot, (2) die materiellen und symbolischen Ressourcen, die er im Gegenzug erhielt, (3) die vergangenheitspolitischen Strategien, die Alsdorf und einige seiner Kollegen nach 1945 einsetzten und (4) die Art und Weise, wie Alsdorf und seine Kollegen, den „Nutzen“ von Indologie im „Dritten Reich“ und in Westdeutschland (re)präsentierten.