Die kulturelle Existenz des Menschen

Wiley-VCH (1997)
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Abstract

Die Frage nach dem Menschen ist in der philosophischen Tradition als Frage nach dem menschlichen Geist formuliert worden. Oswald Schwemmer nimmt diese Frage auf und rückt sie in eine kulturphilosophische Perspektive. Der Geist verbleibt dann nicht mehr in einem idealen Reich reiner Gedanken, sondern wird zu einer historisch-kulturellen Realität, die sich in den vielfältigen Gestaltungen symbolischer Repräsentationen ”materialisiert“. Die kulturellen Symbolismen sind in dieser Sicht nicht nur die äußeren Instrumente der geistigen Artikulation, sondern prägen unser geistiges Leben auch in seinem Innersten - bis hin zur ”Innerlichkeit“ unseres Selbstbewußtseins und unserer ”Subjektivität“. Das Verständnis des Menschen in dieser seiner kulturellen Existenz eröffnet eine Perspektive, in der traditionelle Gegensätze in fruchtbare Spannung umgewandelt werden können. So läßt sich die Kontroverse zwischen einem natur- und einem geisteswissenschaftlichen Denken in das Programm einer interdisziplinären Untersuchung umformen, die sowohl die neuronalen Prozesse als auch die symbolischen Strukturen als Medien unserergeistigen Leistungen ansieht. Und auch die Auseinandersetzung zwischen der Auffassung, die im Menschen ein sozial und kulturell eingebundenes ”Weltwesen“ sieht, und der Gegenposition, die auf der einzigartigen und ”unhintergehbaren“ Individualität des Menschen besteht, läßt sich in das programmatische Konzept übersetzen, die kulturelle (und damit auch soziale) Form der persönlichen Identität zu analysieren und verständlich zu machen. Gerade diese Konzeption einer ”kulturellen Identität“ der individuallen Persönlichkeit gewinnt auch eine praktische Bedeutung, die in den Überlegungen zu den Formen und Möglichkeiten des Verstehens anderer Personen in anderen kulturellen Welten dargestellt wird. Dabei sind auch traditionelle Denkmuster, die einer Logik der Subsumtion verpflichtet sind oder das Verstehen des Anderen als eine Angleichung - sei es des Anderen an das Eigene oder des Eigenen an das Andere - anstreben, zur Disposition zu stellen. Erst dann zeigen sich neue Wege zu einer Wissenschaft vom Menschen, der in seiner kulturellen Existenz begriffen wird, und zu einem Verstehen des Fremden, dem in der Vielfalt der Kulturen seine eigene Existenz zukommt.

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Oswald Schwemmer
Humboldt-University, Berlin

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Animal symbolis interveniens.Simon Kasper - 2021 - Internationales Jahrbuch für Philosophische Anthropologie 11 (1):43-71.

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