Paderborn: Wilhelm Fink (
2015)
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Abstract
In der Geschichte der Philosophie waren Bilder oft dem Verdacht des Lügens ausgesetzt. Doch wenn sie lügen können, können sie dann auch die Wahrheit sagen?0Der Vorwurf des Lügens unterstellt nicht, dass jemand beim Gebrauch eines Bildes die Unwahrheit sagt, sondern dass Bilder selbst agieren. Viele Kulturtechniken unterstellen Bildern eine Wahrheitsfähigkeit, ein Potenzial der Verifizierung und Bezeugung. In Bildern wird etwas anschaulich, auf das sich die visuelle Wahrheitsgewinnung stützen kann. Das vorliegende Buch versucht eine systematische Bestimmung dieser »pikturalen Evidenz±: Bilder »sagen± die Wahrheit nicht, aber sie können Sachverhalte überprüfbar präsentieren. Sie können Aspekte der Wirklichkeit erhellen, die außerhalb des pikturalen Objekts nicht wahrnehmbar sind. Um diese Wahrheitsfähigkeit präzise zu erfassen, gilt es, Gestaltungseigenschaften von Bildern sowie Funktionen und Wirkungsweisen ins Zentrum der Analyse zu stellen. Es zeigt sich, dass die pikturale Evidenz weniger aus der Bezugnahme auf ein Vorbild herrührt, noch aus den ästhetischen Qualitäten der Abbildung, sondern aus einer Anschaulichkeit, die nur das Bild als ein gestaltetes Ding eröffnet.