Abstract
Wie Jürgen Habermas und Samuel P. Huntington bereits in den 1970er erkannt haben, verändert die partizipatorische Revolution die westlichen Demokratien nachhaltig. Der Beitrag argumentiert, dass mit der Ausweitung politischer Partizipation jedoch keine nachhaltige Demokratisierung einhergeht. Vielmehr durchlaufen die westlichen Demokratien einen Prozess der Erosion, dessen Symptom der Aufstieg des Populismus ist. Das populistische Versprechen einer olde tyme democracy ist Ausdruck der gegenwärtigen Demokratiemisere, der weder mit antipopulistischem Moralismus noch mit einem postdemokratisch ernüchterten Liberalismus beizukommen ist. In dieser Situation kann eine Aktualisierung von Richard Rortys politischem Denken hilfreich sein. Insbesondere Rortys realistischer Pessimismus und sein romantischer Utopismus, aber auch seine Kritik der akademischen Linken, sind aufschlussreich für die Gegenwartsdiagnostik. Sie zeigen, was den erschöpften Demokratien fehlt: Demokratische Machtpolitik und soziale Hoffnung.