Abstract
Die Wissensvermittlung in Gesundheitsethik ermöglicht es Auszubildenden der Pflege, sich in ihrer zukünftigen Tätigkeit bei Entscheidungsprozessen des Behandlungsteams hinsichtlich pflegeethischer Fragestellungen einzubringen. Vor diesem Hintergrund wurde anhand der vorliegenden Studie die Entwicklung moralischer Positionen sowie pflegeethischer Kenntnisse von Pflegeauszubildenden sichtbar gemacht. An zwei Krankenpflegeschulen (Berlin und Fürth) wurden im Rahmen einer Panelstudie von August 2010 bis März 2011 Daten einer ersten Querschnittserhebung von Auszubildenden in der Pflege erhoben. Für die Studie wurde ein strukturierter Fragebogen verwendet. Die Studienteilnahme erfolgte freiwillig. Alle Auszubildenden hatten vor der Befragung in unterschiedlichem Umfang Unterricht in Gesundheitsethik erhalten. An beiden Standorten zeigten die Teilnehmenden einen Zuwachs an pflegeethischen Kenntnissen. Auszubildende, die bislang keine praktische Erfahrung mit Sterbehilfe gemacht hatten, zeigten Schwierigkeiten in der theoretischen Handhabung dieser Maßnahmen. Für alle Auszubildenden zeigte sich ein allgemeiner Trend zu einer Befürwortung des partizipativen Interaktionsmodells und damit zu einer Förderung der Patientenselbstbestimmung. Zugleich schätzten die Studienteilnehmenden die Fähigkeiten von Patienten, medizinisch richtige Therapieentscheidungen zu treffen, als gering ein. Die Ausbildung in Gesundheitsethik besitzt ein großes Potential, Kenntnisse zu vermitteln und dadurch die ethische Kompetenzentwicklung zu befördern. Unsere Ergebnisse werfen die Frage auf, inwieweit es einer Integration praktischer Erfahrungen mit Fragestellungen der Gesundheitsethik bedarf, um eine praxisrelevante und wissenschaftlich fundierte Wissensvermittlung zu gewährleisten.