Abstract
Als AristotelikerAristoteles (s. Kap. 19) kann man Tocqueville nicht bezeichnen. Es gibt in seinem Hauptwerk, Über die Demokratie in Amerika, und auch in seinem Spätwerk, Der alte Staat und die Revolution, kein Kapitel, das sich explizit mit der Trennung von Privatem und Öffentlichem auseinandersetzt. Dass ihm die aristotelische Grundunterscheidung von polis und oikos, Politik und Haushalt, unbekannt gewesen wäre, kann man aber auch nicht sagen. Wenn Tocqueville das Innenleben der Demokratie (s. Kap. 48) betrachtet, hat er diese Trennung im Grunde permanent im Blick. Er analysiert die Phänomene, denen er sich in seiner Demokratiestudie widmet, auch mit Blick auf die Frage, welche Auswirkungen sie für seinen homme démocratique haben und differenziert dabei zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen. Besonders überraschen mag dabei, dass sich die Zukunft der Demokratie für Tocqueville vom Privaten aus entscheidet.