Abstract
Der Artikel setzt sich kritisch mit Michel Foucaults Analyse der biopolitischen Medizin auseinander und ist bestrebt, sein Verständnis einer medizinischen Herrschaftsform, die er als ‚Somatokratie‘ bezeichnet, aus herrschaftsanalytischer Perspektive zu untersuchen. Da Foucault nicht auf einen differenzierten Herrschaftsbegriff zurückgreifen kann, soll – unter Bezug auf Max Horkheimers und Theodor W. Adornos fragmentarische und bisweilen metaphorische Überlegungen zur Herrschaft der Medizin – die Kritische Theorie als theoretische Kontrastfolie verwendet werden. Dieser, einer explizit normativen Herrschaftskritik folgende Impuls soll das dialektischen Verhältnis von medizinischem Fortschritt als Bedingung gesellschaftlicher Emanzipation und der Reproduktion von Herrschaft durch medizinische Kontroll- und Optimierungstendenzen innerhalb kapitalistischer Produktion reflektieren.