Berlin,: Springer (
1943)
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Abstract
Ist wirklich unser ganzes Leben vorausbestimmtes, un entrinnbares Schicksal? Oder gibt es außer der mechanischen naturwissenschaftlichen Vorstellung der Welt noch eine andere Wirklichkeit, ohne daß ein unlösbarer Konflikt beider Anschauungsweisen besteht, die im Grunde jeden Menschen, den naiven wie den gelehrtesten, angehen. Der Widerspruch besteht, daß wir uns in unserem Denken und Handeln frei fühlen und damit eine Verantwortung tragen, auch wenn wir von unserem erbbedingten Charakter und von unserem Erleben beeinflußt sind, aber doch nicht unent rinnbar an diese uns versklavt scheinen. Andererseits lehrt die klassische gesamte Naturwissenschaft, daß ganz wie in der klassischen Physik eine strenge, nirgends durchbrochene Kausalität uns beherrscht. Dieser Widerspruch hat mich seit meiner Jugend nie zur Ruhe kommen lassen. Das Weltbild des Arztes mußte seit dem Altertum an der Heilbestrebung des Organismus festhalten und mußte an die rettende Tat im ärztlichen Berufe glauben. Die klassische Physik schon im Altertum, aber noch weit bewußter seit der Renaissance, lehrt dogmatisch den mechanischen Ablauf allen Geschehens unter der absoluten Herrschaft des Kausal gesetzes. Immer, wenn ich mich wissenschaftlich zu äußern hatte, bin ich dem Weltbild des Arztes gefolgt, das soll gerade diese Schrift aufzeigen. Seit aber einige Physiker von der "klassischen" Physik zu einer "modernen" Physik üb- v gegangen sind, scheint zum erstenmal das fast zweieinhalb Jahrtausende währende Rätsel lösbar.