Abstract
Online-Kommentare unter journalistischen Artikeln können grundsätzlich zum demokratischen Diskurs, genauer der politischen Meinungsbildung beitragen und sie werden dazu tatsächlich genutzt. Allerdings wird diese Praxis auch empfindlich gestört durch unsachliche, aggressive, denunzierende Rede und ähnliches. Wie kann man dagegen vorgehen? Für eine Antwort darauf nenne ich zunächst Bedingungen eines deliberativen Diskurses, an denen die Qualität des Prozesses politischer Meinungsbildung gemessen werden kann. Zweitens erörtere ich, inwiefern die Praxis des Online-Kommentierens dem entsprechenden Ideal nahekommt oder zuwiderläuft und inwieweit das von dem spezifischen Setting abhängt. Drittens diskutiere ich Möglichkeiten, diesem Problem zu begegnen. Meine These lautet, dass es vielversprechend ist, am Faktor der Anonymität anzusetzen – jedoch schlage ich nicht vor, wie es häufiger getan wird, Anonymität zu reduzieren, sondern, im Gegenteil, sie in bestimmter Hinsicht zu erhöhen.