Abstract
In der tierethischen Debatte spielen Argumente und Konzeptionen, die den Umgang des Menschen mit Tieren als ein Thema der Gerechtigkeit begreifen, bislang eher eine untergeordnete Rolle. Dies liegt insbesondere daran, dass Gerechtigkeit von vielen als ein Thema zwischenmenschlicher Beziehungen angesehen wird. Dafür werden hauptsächlich zwei Gründe genannt : Zum einen wird behauptet, eine Inklusion von Tieren in eine Theorie der Gerechtigkeit sei schwierig, da diese es vorrangig mit dem Problem der gerechten Verteilung von Gütern zu tun habe. Während diesem Einwand damit begegnet werden kann, dass eine angemessene Theorie der Gerechtigkeit nicht nur die Verteilung von Vorteilen und Lasten zum Gegenstand hat, sondern auch die Allokation von Grundgütern, Rechten oder Freiheiten berücksichtigen sollte, und insofern im Prinzip auch auf Tiere Anwendung finden kann, wiegt der zweite Einwand schwerer. Dieser lautet, dass Gerechtigkeit nur unter Gleichrangigen möglich sei. Da Tieren jedoch moralische Akteur-Eigenschaften nicht sinnvoll zugeschrieben werden könnten, so das Argument, weil sie beispielsweise weder als Autoren von Regeln oder Normen in Frage kämen noch diesen zustimmen könnten, könne es auch keine Gerechtigkeitspflichten gegenüber Tieren geben.