Abstract
ZusammenfassungKlinische Therapieentscheidungen werden zumeist auf dem Boden einer medizinischen (bzw. ärztlichen) Indikationsstellung und der entsprechenden informierten Zustimmung des Patienten zu der vorgeschlagenen Behandlungsmaßnahme gefällt. Das Recht des Patienten, eine Behandlungsmaßnahme abzulehnen, ist in der juristischen und ethischen Bewertung breit abgesichert. Hingegen ist unklar, welche Rolle ein (positiv geäußerter) Wunsch des Patienten oder gar seiner Angehörigen nach einer bestimmten Behandlung im normativen Entscheidungsprozess spielen sollte, wenn überhaupt. Dieser Beitrag erörtert den Stellenwert des eigenständigen Patientenwunsches aus studienbezogener, klinischer und normativer Sicht. Ein authentisches Fallbeispiel verdeutlicht das Spektrum zugrunde liegender Autonomiekonzepte und das Dilemma divergierender Bewertungsmaßstäbe zwischen Arzt und Patient in der Tumortherapie und Palliativmedizin. Der Beitrag zeigt auf, wie bestehende Konzepte von Autonomie und Indikation genutzt werden können, um einerseits den Behandlungswunsch eines Patienten konkret in den Entscheidungsprozess einzubeziehen, andererseits eine klare Abgrenzung zu einer unreflektierten „wunscherfüllenden Medizin“ aufrecht zu erhalten.