Abstract
Dieser Aufsatz beleuchtet schlaglichtartig einige der gängigsten Kritikpunkte an Mills Theorie des Guten und zeigt auf, wie genau Sidgwicks detaillierterer Ansatz diese Stolpersteine umgeht. Kritiker haben schon immer moniert, (i) Mills »Beweis des Utilitarismus« stelle einen naturalistischen Fehlschluss dar und (ii) Mills qualitativer Hedonismus sei inkonsistent. Sidgwick vermeidet diese Vorwürfe mittels der Einführung eines »idealen Elements« des Guten. Dieser Schachzug wirft darüber hinaus ein neues Licht auf die weit verbreitete Annahme, der Hedonismus des klassischen Utilitarismus stelle ein rein naturalistisches Konzept dar. Angesichts des Sidgwick’schen Hauptwerks des klassischen Utilitarismus ist davon auszugehen, dass der Begriff ›Hedonismus‹ stattdessen als Bezeichnung eines modernen, liberalen Verständnisses des individuellen Guten in Abgrenzung vom Gemeinwohl, beziehungsweise dem utilitaristischen Guten, zu verstehen ist.