Abstract
Die Untersuchungen von Max Scheler zu Emotionen und der Intentionalität von affektiven
Prozessen sind auch für Nicht-Phänomenologen überaus aufschlussreich. Denn
man findet bei ihm systematisches Arbeiten, das sich der Wichtigkeit und der Grenzen
der logischen Analyse ebenso bewusst ist, wie denen der empirischen Forschung. Darüber
hinaus ist sein Nachdenken darauf gerichtet, den Menschen sowohl als denkendes
Wesen, das zu höheren Reflexionen in der Lage ist, als auch als empfindendes ‚Naturwesen’
mittles philosophischer Überlegung zu verstehen. Max Scheler steht damit in
einem gewissen Gegensatz zu der ihm vorangegangenen Kantisch geprägten deutschen
Philosophietradition, aber auch zu der ihm nachfolgenden, rein begrifflich orientierten
analytischen Philosophietradition. Dennoch ist eine erneute Scheler-Lektüre gerade vor
dem Hintergrund der letzteren, nämlich der Geschichte der analytischen Philosophie
höchst aufschlussreich.