Abstract
Die Idee der Vervollkommnung des Menschen und der Welt knüpft in der europäischen Geistesgeschichte immer wieder implizit oder explizit an den biblischen Schöpfungsbericht in Genesis 1 an. Wie tragfähig ist diese Vision angesichts der Erfahrung des Imperfekten, der Fragmentarität und des Zusammenbruchs? Der Beitrag untersucht wie es dem literarischen Masternarrativ, das die Alttestamentliche Wissenschaft als Priesterschrift bezeichnet, gelingt, an der Perfektibilität des Menschen und des Kosmos festzuhalten. Die ästhetisch reflexive Haltung Gottes gegenüber der Welt „siehe – es ist sehr gut“, zu der die Rezipierenden in der Mimesis eingeladen sind, impliziert eine ethische Haltung der Anerkennung. Die Utopie der Vollkommenheit ist damit bereits am Anfang gleichsam jenseits der Menschheitsgeschichte verankert.