Abstract
Die Frage nach dem Verhältnis von Vernunft und Aufklärung ist einer der Haupt-streitpunkte zwischen Derrida und Habermas. Als selbsterklärter Verteidiger der Aufklärung bezeichnet Habermas in seiner Studie Der philosophische Diskurs der Moderne Derrida als unmodern. Er würde „die Klinge der Vernunftkritik selber stumpf werden“ lassen. Eine gründliche Lektüre Derridas zeigt jedoch, dass er keineswegs ein Verfechter des Irrationalen war, sondern die Vernunft vor ihr eigenes Tribunal bringen wollte. Derrida bemüht sich um eine rationale Refl exion der Grenzen der Vernunft und kommt dabei zu dem Schluss, dass sie nie eine vollständige Erklärung liefern könne. Diese Haltung wird in vorliegendem Beitrag nicht
anti-modern, sondern als Form der kritischen Aufklärungsskepsis definiert: Derrida beschreibt eine ‚neue Aufklärung‘, die anerkennt, dass nicht alles ans Licht gebracht werden kann und die, wie er betont, die Logik des Unbewussten mit berücksichtigt. Das Universale und Partikulare stehen für Derrida in einem spannungsvollen, doch potentiell produktiven Verhältnis.