Abstract
In jüngerer Vergangenheit haben sich Flucht und Vertreibung als wichtige neue Herausforderungen sowohl für liberale politische Ordnungen als auch für liberales politisches Denken erwiesen. Dies ist nicht allein darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen weltweit auf über 70 Mio. angestiegen ist und sich damit innerhalb der letzten Dekade verdoppelt hat. Zu diesem quantitativen Faktor kommt hinzu, dass sich selbst in vermeintlich gefestigten liberal-demokratischen Ordnungen gewisse qualitative Veränderungen beobachten lassen, die in Zusammenhang mit diesen Migrationsbewegungen stehen, ja sich in unmittelbarer Reaktion auf diese einstellen: So sind es zuwanderungsskeptische bzw. -feindliche Positionen, die z. B. in den Vereinigten Staaten, in Großbritannien, Ungarn oder Italien im Zentrum neuer Populismen stehen und unter der Wählerschaft erhebliche Resonanz erzeugen.