Abstract
Zusammenfassung Zur Beurteilung von Talent empfiehlt die sportwissenschaftliche Forschung in der Regel standardisierte Messverfahren und Testbatterien. Dieser Zugang impliziert, dass Talent etwas objektiv Überprüfbares sei. Im vorliegenden Beitrag wird eine davon abweichende Perspektive auf Talent und Sichtungsverfahren eingenommen. In einer praxeografischen Untersuchung wird das professionelle Sichten von Trainer_innen als kulturelle Praxis beobachtet, die einer praxisgeschulten Sehfertigkeit bedarf. Die gemeinsam sichtenden Trainer_innen werden als ‚Denkkollektiv‘ begriffen, deren ‚Sehkompetenz‘ sich erst in spezifischen ‚sozio-materiellen Arrangements‘ entfaltet. Eine praxeografische Analyse der genauen Seh- und Sichtungspraktiken ermöglicht es, die Subjektivierungsprozesse und oftmals impliziten Auswahlkriterien und Talentzuschreibungen offenzulegen und zu reflektieren.