Das Prinzip Der Gewaltenteilung Als Bedingung Der Möglichkeit Eines Freiheitlichen Staatswesens
Abstract
This article addresses the issue of why state power should be separated into three branches of government, namely the legislative, executive and judicial branches. One argument for this division can be developed from a comparison of the state to a moral agent. Here, too, three roles can be distinguished that are comparable to the three branches of government: the moral lawgiver, the individual as actor, and the conscience as judge. Kant emphasizes that these three roles must be understood separately in order to avoid contradiction. If they must be separated for the moral agent, it seems reasonable that this division also need be maintained when considering state power. Furthermore, Kant's comparison of the three-part division of state power to the three-part practical syllogism is more plausible against this background. Der Beitrag befaßt sich mit der Frage, wie es sich begründen läßt, daß in einem Staatswesen die drei Gewalten Legislative, Exekutive und Judikative getrennt werden sollen. Ein Argument dafür läßt sich dann herleiten, wenn man den Staat mit einer moralisch handelnden Person vergleicht, im Hinblick auf die sich drei den Staatsgewalten vergleichbare Rollen unterscheiden lassen: Der moralische Gesetzgeber, das handelnde Subjekt und das Gewissen als urteilende Instanz. Kant hebt der Sache nach deutlich hervor, daß diese Rollen als getrennte Rollen zu verstehen sind, wenn man Widersprüche vermeiden will. Wenn aber schon beim moralisch handelnden Subjekt diese drei Rollen getrennt sein müssen, liegt eine Übertragung dieses Trennungsgedankens auf das Staatswesen nahe. Zudem läßt sich auf dieser Grundlage Kants Vergleich zwischen der Dreiteilung der Staatsgewalten einerseits und dem praktischen Syllogismus andererseits besser verstehen