Abstract
Thomas Kessel versucht in seinem Beitrag „Nicolai Hartmann und die philosophische Psychologie.,Wie ist allgemeine philosophische Psychologie möglich?‘“ einen ersten Einblick in die bis heute unveröffentlicht gebliebene Vorlesung Hartmanns aus dem Wintersemester 1913/1914 „Über Allgemeine Psychologie“ zu vermitteln, in der Hartmann trotz der schon bestehenden ersten Konzeption der Neuen Ontologie, sich gleichsam seinen Wurzeln im neukantianischen Denken nicht ganz entschlagen kann. Dabei zeigt Kessel, dass der anfängliche historische Überblick, dem eine Kritik der herrschenden Methoden und eine umfassende Darlegung der neuesten Ergebnisse seitens der Physiologie und Psychologie folgen, nicht einer reinen Wissensvermittlung, sondern vielmehr des Aufweises des sich in der Psychologie vollziehenden kategorialen Übergriffs dienen. Um die sich daran anschließende eigene Konzeption Hartmanns einer Ontologie des Seelischen bzw. dessen Erscheinungsform im Phänomen des Bewusstseins zu heben, die weder reduktionistisch noch wissenschaftsfeindlich angelegt ist, skizziert Kessel Hartmanns Ansatz einer Assoziationstheorie, welche Raum und Zeit als psychologische Kategorien a priori auszuweisen versteht und somit die kopernikanische Wende erneut vollzieht.