Abstract
Rancières politisches Denken und sein Erfolg innerhalb wie außerhalb der Akademie nährt sich aus einer grundsätzlichen Verachtung gegenüber der Soziologie und ihren Methoden. Diese Verachtung der Soziologie basiert, so die grundlegende These dieses Beitrags, auf der Einsicht, dass die soziologischen Bemühungen, den Sozius zu klassifizieren und begrifflich zu erfassen, die Produktion neuer, emanzipatorischer Ideen und Sichtweisen und damit die Möglichkeit politisch-poetischer Weltöffnungen untergräbt und polizeilich zensiert. Hiervon ausgehend, wird im Beitrag zuerst gefragt, wie diese Verachtung der Soziologie beschaffen ist und wie Rancière diese begründet. Zweitens soll untersucht werden, auf welche Weise diese Verachtung mit dem Erfolg von Rancières Theorien zusammenhängt. Dabei wird sich zeigen, dass die Valorisierung der Innovation und der Wirksamkeit der Aufteilung des Sinnlichen von der Arbeit der Soziologie nicht nur abhängt, sondern an den politischen und sozialwissenschaftlichen Instituten hergestellt und von dort aus auf die Straße und in die Kunstwelt ausgeliefert wird.