Abstract
Die Intention von Tocquevilles Werk erkennt man erst, wenn man Tocquevilles Werk in die zeitgenössischen Debatten einordnet. De la Démocratie en Amérique war für seine Zeitgenossen eine Provokation. Dies verdeutlicht bereits der Titel seines Werkes. In Frankreich, wo der Begriff Demokratie nach 1795 mit der Zeit des Terrors identifiziert wurde, gebrauchen führende Liberale des 19. Jahrhunderts lieber den Begriff ‚Republik‘, weil die Demokratie notwendigerweise in „Anarchie, Tyrannei, Elend […] und schließlich Despotismus ende. Nur in der Entwicklung der Gesellschaft, also jenseits der politischen Sphäre, beobachten Liberale wie Republikaner der Zeit „demokratische“ Tendenzen, weil sie die alten Standesunterschiede verschwinden sehen. Tocqueville nimmt diesen Blick auf, entwickelt ihn aber deutlich weiter. Dabei kann er sich wiederum auf den amerikanischen Diskurs stützen, wie er ihn in den 1830er Jahren erlebt.