Abstract
Angesichts der in den letzten Jahren intensiv erforschten Abhängigkeiten des Denkens Meister Eckharts von der Kölner Dominikanerschule, vor allem von Dietrich von Freiberg und seiner Intellekttheorie, stellt sich die Frage nach den Begriffen vom Intellekt und von der Gottesschau, die in den Texten Eckharts und in volkssprachlichen Texten seiner Umgebung begegnen. Eine genaue Lektüre dieses Textmaterials läßt erkennen, daß man schon zu Lebzeiten Eckharts von einem Gegensatz zwischen Eckhart und Dietrich ausgegangen ist und die Differenz der Konzepte diskutiert hat. Es geht dabei um ein grundsätzlich verschiedenes Verständnis der Gottesschau und um eine Privilegierung von Bildern der Passivität des Menschen in der Eckhartschule, deren Einfluß bis zu Juan de la Cruz, Friedrich Nietzsche und Ingeborg Bachmann spürbar ist.