Abstract
Historische Vorbilder genossen im Geschichtsunterricht der 1950er und 1960er Jahren in der Bundesrepublik eine besondere Stellung: Sie waren Ausdruck der Suche nach Orientierung und überzeitlichen Wertmaßstäben einer jungen Bundesrepublik, die sich im Spannungsgefüge des Kalten Krieges und des (unterdrückten) Umgangs mit der nationalsozialistischen Vergangenheiten ihre eigene positive Geschichte erzählte. Kriterien bei der Definition dessen, was als vorbildlich eingestuft wurde, variierten stark. Je nach didaktischem Fürsprecher und Lerngruppe wurden christliche, pazifistische, intellektuelle oder (inter-)nationale Kriterien angelegt. Damit verbunden war das Ziel, der folgenden Generation konstant bleibende Werte und damit Orientierung in einer sich stetig und immer schneller wandelnden Welt zu vermitteln. Kritisches Hinterfragen und die Konstruktion eigener historischer Vorbilder qua historischer Narration mit dem Ziel eines reflektierten Geschichtsbewusstseins war nicht vorgesehen.