Berlin: Logos (
2003)
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Abstract
Vom Autor Christian Mockel wird der von Goethe, den Lebensphilosophen (Dilthey, Chamberlain, Spengler) und dem Phanomenologen Husserl behauptete Zusammenhang von Anschaulichkeit der Erkenntnis und Sinnstiftung des Wissens herausgearbeitet. Es werden sowohl die Kritik an der abstrakten Verstandestatigkeit als auch die sich auf sie berufenden wissenschafts- und kulturkritischen Uberlegungen thematisiert, wobei sich erstaunlich weitgehende Parallelen zwischen den drei Denkstilen zeigen. Demgegenuber bricht die Symbolphilosophie Cassirers mit dieser die Anschauung favorisierenden philosophischen Tradition, indem sie sowohl der Absage an die Abstraktion als auch der Aufwertung der unmittelbaren Anschauung als Erkenntnisverfahren widerspricht. Der Autor weist auf, wie sich Cassirer bei aller geteilter Kritik am uberkommenen Verstandesdenken der Grundaussage "`Anschauungsverlust = Sinnverlust"' entschieden entgegenstellt. Bei alledem arbeitet die Studie Goethes Beitrag zu den in Frage stehenden systematischen Problemen heraus und richtet ihr Augenmerk auf die Bemuhungen der Lebensphilosophen, Goethe als "`Kronzeugen"' sowohl fur das Propagieren der Anschauung als auch fur die vehemente Verstandes- und Wissenschaftskritik zu erschliessen. Dagegen dient Cassirers Bezugnahme auf Goethe dem Bekenntnis zu der fur eine kulturelle Sinnstiftung als unerlasslich erachteten rationalen Wissenschaft.