Der Begriff "Wiener Schule": Entstehung und politische Ideologie
Bigaku 53 (1):71 (
2002)
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Abstract
Unter dem Begriff "Wiener Schule" versteht man heute Arnold Schönberg mit seinen Wiener Schülern sowie den Musikstil dieses Kreises, der sich mit Atonalität und der Zwölftontechnik auszeichnete. Dass die Bezeichnung oft mit Attributen zusammen gebraucht wird , stellt ihren engen Bezug zur Wiener Klassik dar. Der Begriff entstand in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und fand durch die schriftstellerischen Tätigkeiten der Schönberg-Schüler Verbreitung. Indem sie ihre eigene Musik absichitlich mit der "Wiener klassischen Schule" - ein Ausdruck für die Wiener Klassik bei Guido Adler, bei dem sie Musikwissenschaft studieren - stilistisch in Zusammenhang brauchten, bedeutete der Stilbegriff nicht nur die Kontinuität deutscher Musik, sondern auch die Zugehörigkeit zur Stadt Wien. Diese war nach ihrer und Adlers Vorstellung der Ort, wo verschiedene Völker unter der Obhut des Deutschtums integriert werden sollten. Solcher Vorstellung lag die politische Ideologie der Juden, sich an die deutsche Kultur zu assimilieren, zugrunde, was zusammen mit anderen Momenten zur Entstehung des Begriffes "Wiener Schule" hinfürte