Abstract
Dieser Beitrag versucht, unter Berücksichtigung der nun vollständig vorliegenden Vorlesungen Michel Foucaults am Collège de France, den Ansatz einer „Biopolitik der Zeit“ bzw. „Biochronopolitik“ werkimmanent zu entwickeln. Während Foucault gemeinhin als „raumtheoretisch“ äußerst sensibler Denker gilt, wurden temporalspezifische Aspekte seiner Schriften bisher nur ansatzweise rekonstruiert. Der Beitrag nimmt sich demgegenüber zum Ziel, die Auseinandersetzung mit Zeit, Zeitlichkeit und Geschichte im Mittel- und Spätwerk Foucaults aufzuschlüsseln. Ausgangspunkt ist dabei die Analyse von Rationalitäten und Praktiken des zeitlichen Regierens, die sich entlang der Achse der Macht, des Wissens und des Subjekts entfalten. Ein temporalspezifischer Zugang im Anschluss an Foucault eröffnet demnach eine integrative Perspektive auf sich historisch verändernde soziale Zeitregime, die in ihrer wechselseitigen Konstitutionsbeziehung zu vorherrschenden Machttypen, Wissensformen und Subjektivierungsweisen erfasst werden können.