Abstract
Dieser Beitrag widmet sich der Darstellung des systematischen Zusammenhangs des mit dem Aufkommen der Experimentellen Philosophie neu entstandenen Teilbereichs der Experimentellen Ethik mit der spätestens seit den 1980er Jahren wieder populär gewordenen Evolutionären Ethik, einer Teildisziplin des philosophischen Naturalismus. Nach einer kurzen Charakterisierung beider ethischer Teilbereiche wird am Beispiel der metaethischen Frage nach der Objektivität moralischer Urteile dafür argumentiert, dass die partikulären Ergebnisse experimenteller Methoden in der Moralphilosophie erst in einer umfassenderen Perspektive auf menschliches Handeln vollständig interpretierbar werden: Ohne eine rahmenbildende Hintergrundtheorie moralischen Urteilens, wie z.B. die Evolutionäre Ethik, liefert die Experimentelle Ethik nicht mehr als proximate Erklärungen moralischer Urteilsmechanismen. Zweifelsohne sind dies wertvolle Erkenntnisse über die Funktionsweise moralischer Urteilsfindung – ohne Ordnungsrahmen drohen sie jedoch unverbunden nebeneinander stehen zu bleiben. Andererseits beinhaltet gerade die Evolutionäre Ethik empirische Hintergrundannahmen über menschliches moralisches Urteilen, die erst mit den Methoden der Experimentellen Ethik ihre unabdingbare empirische Überprüfung finden können. Diese zwei Teilbereiche der Moralphilosophie stehen daher in enger systematischer Beziehung.